Fazit zur Bewertung unserer Analyse der Quartiere nach der Ausstellung vom 6. bis 15. September 2020
Es hat sich gezeigt, dass unsere Einschätzung der Stärken und Schwächen sowie die Bewertung der gegenwärtigen Situation der Quartiere von den Ausstellungsbesuchern unterstützt wird.
So gut wie alle Quartiere weisen eine mangelhafte Gestaltung der Straßenräume auf. Es fehlen nicht nur Fuß- und Radwege, sondern auch vielfach fußgängerfreundliche Querungsmöglichkeiten. Vorhandene Wegemöglichkeiten sind oftmals in einem sanierungsbedürftigen Zustand.
Vor allem in den Quartieren im Zentrum blockieren parkende Autos den Straßenraum und Parksuchverkehre sorgen für eine Überfüllung selbiger.
Stärken
- Attraktive, überwiegend modernisierte alte Mietwohnungsbestände mit grünen Blockinnenbereichen
- Wohnungsnahe Versorgung mit Einkaufsmöglichkeiten
- Zentrale Lage zu S-Bahn und ÖPNV
- Zusammenhängende Grün- und Freifläche im Nahbereich
Schwächen
- Unattraktive, monotone Straßenräume und Freiflächen mit geringer Aufenthaltsqualität
- Unattraktives Wohnumfeld
- Verbindende Raumsituationen fehlen, um die städtebaulichen Gegensätze aufzulösen
- Barriere Rostocker Straße mit fehlenden Fußgängerquerungen
- Erneuerungsbedürftige Fußwege, fehlende Fußwegeführungen
- Mangel an Fahrradwegen

Neuer Wohnungsbau und alter Wohnungsbestand an der Lort-zingstraße

Grün- und Freifläche an der Rostocker Straße

Gegensätze und fehlende Bezüge

Barriere Rostocker Straße – fehlende Übergänge
So könnte man es bewerten
Das Gebiet zwischen Rostocker Straße, Alte Bahnhofsstraße, Lortzingstraße und Zum Zollamt ist städtebaulich und sozialstrukturell ein buntes „Potpourri“. Es setzt sich zusammen aus Wohnungsbeständen des frühen 20. Jahrhunderts, Siedlungsbau der 1930er-Jahre und den neuen und vermeintlich modernen Wohnungsbeständen mit Miet- und Eigentumswohnungen, die sich südlich zum Werftbecken hin orientieren.
Der nördliche Teil des Quartiers mit dem Altwohnungsbestand ist berechtigterweise nach wie vor dem Gebiet der sozialen Erhaltungssatzung zugeordnet. Damit sollen der städtebauliche Aufwertungsdruck im Quartier, der damit verbundene Wohnkostenanstieg und die potentiellen Verdrängungseffekte, die sich mit dem umfangreichen Wohnungsneubau („Wohnpark Molenfeuer“) verbinden, abgemildert werden.
In Folge ist städtebaulich ein starker Kontrast zwischen den Teilräumen entstanden, der unharmonisch wirkt. Aufgrund der mangelnden Gestaltung der öffentlichen – auch neuen –, vorwiegend monotonen Straßen und Freiflächen werden die Gegensätzlichkeiten noch vertieft und stehen zurzeit einer Quartiersbildung entgegen. Dies spiegelt sich auch im mangelhaften Zustand der Fußwege, den auf PKWs ausgerichteten Straßen, fehlenden Fahrradwegen und mangelnden Aufenthaltsqualitäten wider.
Eine zentrale Aufgabe, um das Quartier enger an den Ortskern anzubinden und auch attraktive fußläufige und räumliche Beziehungen herzustellen, ist die Neugestaltung der Rostocker Straße. Sie stellt eine Barriere dar, obwohl hier ein verbindendes Grünflächenpotential vorhanden ist.
Möglich ist aber auch – insbesondere um das „gewachsene“ Warnemünde mit seinen Jahresringen erkennbar zu halten – die Wohungs- und Gebäudenbestände zu modernisieren und den aktuellen Wohnbedürfnissen anzupassen. Die WIRO praktiziert dies ja auch an der Rostocker Straße. Hierzu gehört auch „Mut“, im Bestand zu arbeiten und komplex heranzugehen, sowie auch eine Wertschätzung für die „Spuren“ der Ortsentwicklung.
Das Problem läßt sich doch nur lösen, wenn man die alten (nicht mehr zeitgemäßen) Wohnblöcke nach und nach zurückbaut und moderne Gebäude neu baut. Die Gestaltung läßt sich ja über einen B-Plan regeln. So wird das ganze Quartier modernisiert und homogenisiert. Nur Mut.